Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente https://nietzsche.love/ en Nietzsche | Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht. Wie erlösend ist Dostoiewsky! https://nietzsche.love/anthologie/de/0025 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht. Wie erlösend ist Dostoiewsky!</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Fri, 10/29/2021 - 15:45</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">14[47]</p> <p class="text-align-justify">Gegenbewegung der Kunst.</p> <p class="text-align-justify">Pessimismus in der Kunst? —</p> <p class="text-align-justify">der Künstler liebt allmählich die Mittel um ihrer selber willen, in denen sich der Rauschzustand zu erkennen giebt: die extreme Feinheit und Pracht der Farbe, die Deutlichkeit der Linie, die nuance des Tons: das Distinkte, wo sonst, im Normalen, alle Distinktion fehlt</p> <p class="text-align-justify">— : alle distinkten Sachen, alle Nuancen, insofern sie an die extremen Kraftsteigerungen erinnern, welche der Rausch erzeugt, wecken rückwärts dieses Gefühl des Rausches.</p> <p class="text-align-justify">— : die Wirkung der Kunstwerke ist die Erregung des kunstschaffenden Zustandes, des Rausches…</p> <p class="text-align-justify">— : das Wesentliche an der Kunst bleibt ihre Daseins-Vollendung, ihr Hervorbringen der Vollkommenheit und Fülle</p> <p class="text-align-justify">Kunst ist wesentlich Bejahung, Segnung, Vergöttlichung des Daseins…</p> <p class="text-align-justify">— : Was bedeutet eine pessimistische Kunst?… Ist das nicht eine contradictio? — Ja.</p> <p class="text-align-justify">Schopenhauer irrt, wenn er gewisse Werke der Kunst in den Dienst des Pessimism stellt. Die Tragödie lehrt nicht „Resignation“…</p> <p class="text-align-justify">— Die furchtbaren und fragwürdigen Dinge darstellen ist selbst schon ein Instinkt der Macht und Herrlichkeit am Künstler: er fürchtet sie nicht…</p> <p class="text-align-justify">Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht.</p> <p class="text-align-justify">Aber Zola? Aber de Goncourt?</p> <p class="text-align-justify">— die Dinge sind häßlich, die sie zeigen: aber daß sie dieselben zeigen, ist aus Lust an diesem Häßlichen…</p> <p class="text-align-justify">— hilft nichts! ihr betrügt euch, wenn ihr’s anders behauptet</p> <p class="text-align-justify">Wie erlösend ist Dostoiewsky!</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center">eKGWB/NF-1888,14[47] — Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1888.</p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Fri, 29 Oct 2021 15:45:05 +0000 nietzschelove 464 at https://nietzsche.love Nietzsche | Vorspiel des Parsifal | hat Wagner je Etwas besser gemacht? | das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne | einen so schwermüthigen Blick der Liebe https://nietzsche.love/anthologie/de/0024 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Vorspiel des Parsifal | hat Wagner je Etwas besser gemacht? | das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne | einen so schwermüthigen Blick der Liebe</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Wed, 09/29/2021 - 16:36</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p><em>Briefe von Nietzsche </em></p> <p>An Heinrich Köselitz in Venedig Nice (France) rue des Ponchettes 29 au premier</p> <p>&lt;21. Januar 1887&gt;</p> <p class="text-align-center">(...)</p> <p class="text-align-justify">Zuletzt — neulich hörte ich zum ersten Male die Einleitung zum Parsifal (nämlich in Monte-Carlo!) Wenn ich Sie wiedersehe, will ich Ihnen genau sagen, was ich da verstand. Abgesehn übrigens von allen unzugehörigen Fragen (wozu solche Musik dienen kann oder etwa dienen soll?) sondern rein ästhetisch gefragt: hat Wagner je Etwas besser gemacht? Die allerhöchste psychologische Bewußtheit und Bestimmtheit in Bezug auf das, was hier gesagt, ausgedrückt, mitgetheilt werden soll, die kürzeste und direkteste Form dafür, jede Nuance des Gefühls bis aufs Epigrammatische gebracht; eine Deutlichkeit der Musik als descriptiver Kunst, bei der man an einen Schild mit erhabener Arbeit denkt; und, zuletzt, ein sublimes und außerordentliches Gefühl, Erlebniß, Ereigniß der Seele im Grunde der Musik, das Wagnern die höchste Ehre macht, eine Synthesis von Zuständen, die vielen Menschen, auch „höheren Menschen“, als unvereinbar gelten werden, von richtender Strenge, von „Höhe“ im erschreckenden Sinne des Worts, von einem Mitwissen und Durchschauen, das eine Seele wie mit Messern durchschneidet — und von Mitleiden mit dem, was da geschaut und gerichtet wird. Dergleichen giebt es bei Dante, sonst nicht. Ob je ein Maler einen so schwermüthigen Blick der Liebe gemalt hat als W&lt;agner&gt; mit den letzten Accenten seines Vorspiels? —</p> <p class="text-align-center">***</p> <p><em>Nachgelassene Fragmente</em></p> <p>[5 = N VII 3. Sommer 1886 — Herbst 1887]</p> <p>5[41]</p> <p class="text-align-justify">Vorspiel des P&lt;arsifal&gt;, größte Wohlthat, die mir seit langem erwiesen ist. Die Macht und Strenge des Gefühls, unbeschreiblich, ich kenne nichts, was das Christenthum so in der Tiefe nähme und so scharf zum Mitgefühl brächte. Ganz erhoben und ergriffen — kein Maler hat einen so unbeschreiblich schwermüthigen und zärtlichen Blick gemalt wie Wagner</p> <p class="text-align-justify">die Größe im Erfassen einer furchtbaren Gewißheit, aus der etwas von Mitleiden quillt:</p> <p class="text-align-justify">das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne, die Macht und Strenge im Erfassen einer furchtbaren Gewißheit, ein unbeschreiblicher Ausdruck von Größe im Mitleiden darüber; kein Maler hat einen solchen dunklen, schwermüthigen zärtlichen Blick gemalt wie Wagner in dem letzten Theile des Vorspiels. Auch Dante nicht, auch Leonardo nicht.</p> <p class="text-align-justify">Wie als ob seit vielen Jahren endlich einmal Jemand zu mir über die Probleme redete, die mich bekümmern, nicht natürlich mit den Antworten, die ich eben dafür bereit halte, sondern mit den christlichen — welche zuletzt die Antwort stärkerer Seelen gewesen ist als unsere letzten beiden Jahrhunderte hervorgebracht haben. Man legt allerdings beim Hören dieser Musik das Protestant&lt;ische&gt; wie ein Mißverständniß bei Seite: so wie die Musik Wagners in Montecarlo mich dazu brachte, wie ich nicht leugnen will, auch die sonst gehörte sehr gute Musik (Haydn Berlioz Brahms Reyers Sigurd-Ouvertüre) ebenfalls wie ein Mißverständniß der Musik bei Seite zu legen. Sonderbar! Als Knabe hatte ich mir die Mission zugedacht, das Mysterium auf die Bühne zu bringen; — — —</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/11" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Briefe</a></div> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Wed, 29 Sep 2021 16:36:23 +0000 nietzschelove 462 at https://nietzsche.love Nietzsche | Man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zu Einer unserer Masken, gehört. Man kann einen neuen Menschen anziehen: freilich, dann noch einen neueren https://nietzsche.love/anthologie/de/0017 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zu Einer unserer Masken, gehört. Man kann einen neuen Menschen anziehen: freilich, dann noch einen neueren</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Sun, 08/22/2021 - 12:38</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">Man ist reicher als man denkt, man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zur „Person“, zu <em>Einer</em> unserer Masken, gehört. Die meisten unserer Handlungen kommen nicht aus der Tiefe, sondern sind oberflächlich: wie die meisten vulkanischen Ausbrüche: man muß sich durch den Lärm nicht täuschen lassen. Das Christenthum hat darin Recht: man k<em>ann einen neuen Menschen anziehen</em>: freilich, dann noch einen neueren. Man irrt, wenn man einen Menschen nach einzelnen Handlungen beurtheilt: einzelne Handlungen erlauben keine Verallgemeinerung.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center">eKGWB/NF-1884,26[370] — <em>Nachgelassene Fragmente,</em> <strong>Sommer–Herbst 1884</strong>. 26[370]</p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Sun, 22 Aug 2021 12:38:09 +0000 nietzschelove 422 at https://nietzsche.love