Nietzsche-Anthologie (Deutsch) / Zitate von Friedrich Nietzsche https://nietzsche.love/ en Nietzsche | Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht. Wie erlösend ist Dostoiewsky! https://nietzsche.love/anthologie/de/0025 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht. Wie erlösend ist Dostoiewsky!</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Fri, 10/29/2021 - 15:45</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">14[47]</p> <p class="text-align-justify">Gegenbewegung der Kunst.</p> <p class="text-align-justify">Pessimismus in der Kunst? —</p> <p class="text-align-justify">der Künstler liebt allmählich die Mittel um ihrer selber willen, in denen sich der Rauschzustand zu erkennen giebt: die extreme Feinheit und Pracht der Farbe, die Deutlichkeit der Linie, die nuance des Tons: das Distinkte, wo sonst, im Normalen, alle Distinktion fehlt</p> <p class="text-align-justify">— : alle distinkten Sachen, alle Nuancen, insofern sie an die extremen Kraftsteigerungen erinnern, welche der Rausch erzeugt, wecken rückwärts dieses Gefühl des Rausches.</p> <p class="text-align-justify">— : die Wirkung der Kunstwerke ist die Erregung des kunstschaffenden Zustandes, des Rausches…</p> <p class="text-align-justify">— : das Wesentliche an der Kunst bleibt ihre Daseins-Vollendung, ihr Hervorbringen der Vollkommenheit und Fülle</p> <p class="text-align-justify">Kunst ist wesentlich Bejahung, Segnung, Vergöttlichung des Daseins…</p> <p class="text-align-justify">— : Was bedeutet eine pessimistische Kunst?… Ist das nicht eine contradictio? — Ja.</p> <p class="text-align-justify">Schopenhauer irrt, wenn er gewisse Werke der Kunst in den Dienst des Pessimism stellt. Die Tragödie lehrt nicht „Resignation“…</p> <p class="text-align-justify">— Die furchtbaren und fragwürdigen Dinge darstellen ist selbst schon ein Instinkt der Macht und Herrlichkeit am Künstler: er fürchtet sie nicht…</p> <p class="text-align-justify">Es giebt keine pessimistische Kunst… Die Kunst bejaht. Hiob bejaht.</p> <p class="text-align-justify">Aber Zola? Aber de Goncourt?</p> <p class="text-align-justify">— die Dinge sind häßlich, die sie zeigen: aber daß sie dieselben zeigen, ist aus Lust an diesem Häßlichen…</p> <p class="text-align-justify">— hilft nichts! ihr betrügt euch, wenn ihr’s anders behauptet</p> <p class="text-align-justify">Wie erlösend ist Dostoiewsky!</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center">eKGWB/NF-1888,14[47] — Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1888.</p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Fri, 29 Oct 2021 15:45:05 +0000 nietzschelove 464 at https://nietzsche.love Nietzsche | Vorspiel des Parsifal | hat Wagner je Etwas besser gemacht? | das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne | einen so schwermüthigen Blick der Liebe https://nietzsche.love/anthologie/de/0024 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Vorspiel des Parsifal | hat Wagner je Etwas besser gemacht? | das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne | einen so schwermüthigen Blick der Liebe</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Wed, 09/29/2021 - 16:36</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p><em>Briefe von Nietzsche </em></p> <p>An Heinrich Köselitz in Venedig Nice (France) rue des Ponchettes 29 au premier</p> <p>&lt;21. Januar 1887&gt;</p> <p class="text-align-center">(...)</p> <p class="text-align-justify">Zuletzt — neulich hörte ich zum ersten Male die Einleitung zum Parsifal (nämlich in Monte-Carlo!) Wenn ich Sie wiedersehe, will ich Ihnen genau sagen, was ich da verstand. Abgesehn übrigens von allen unzugehörigen Fragen (wozu solche Musik dienen kann oder etwa dienen soll?) sondern rein ästhetisch gefragt: hat Wagner je Etwas besser gemacht? Die allerhöchste psychologische Bewußtheit und Bestimmtheit in Bezug auf das, was hier gesagt, ausgedrückt, mitgetheilt werden soll, die kürzeste und direkteste Form dafür, jede Nuance des Gefühls bis aufs Epigrammatische gebracht; eine Deutlichkeit der Musik als descriptiver Kunst, bei der man an einen Schild mit erhabener Arbeit denkt; und, zuletzt, ein sublimes und außerordentliches Gefühl, Erlebniß, Ereigniß der Seele im Grunde der Musik, das Wagnern die höchste Ehre macht, eine Synthesis von Zuständen, die vielen Menschen, auch „höheren Menschen“, als unvereinbar gelten werden, von richtender Strenge, von „Höhe“ im erschreckenden Sinne des Worts, von einem Mitwissen und Durchschauen, das eine Seele wie mit Messern durchschneidet — und von Mitleiden mit dem, was da geschaut und gerichtet wird. Dergleichen giebt es bei Dante, sonst nicht. Ob je ein Maler einen so schwermüthigen Blick der Liebe gemalt hat als W&lt;agner&gt; mit den letzten Accenten seines Vorspiels? —</p> <p class="text-align-center">***</p> <p><em>Nachgelassene Fragmente</em></p> <p>[5 = N VII 3. Sommer 1886 — Herbst 1887]</p> <p>5[41]</p> <p class="text-align-justify">Vorspiel des P&lt;arsifal&gt;, größte Wohlthat, die mir seit langem erwiesen ist. Die Macht und Strenge des Gefühls, unbeschreiblich, ich kenne nichts, was das Christenthum so in der Tiefe nähme und so scharf zum Mitgefühl brächte. Ganz erhoben und ergriffen — kein Maler hat einen so unbeschreiblich schwermüthigen und zärtlichen Blick gemalt wie Wagner</p> <p class="text-align-justify">die Größe im Erfassen einer furchtbaren Gewißheit, aus der etwas von Mitleiden quillt:</p> <p class="text-align-justify">das größte Meisterstück des Erhabenen, das ich kenne, die Macht und Strenge im Erfassen einer furchtbaren Gewißheit, ein unbeschreiblicher Ausdruck von Größe im Mitleiden darüber; kein Maler hat einen solchen dunklen, schwermüthigen zärtlichen Blick gemalt wie Wagner in dem letzten Theile des Vorspiels. Auch Dante nicht, auch Leonardo nicht.</p> <p class="text-align-justify">Wie als ob seit vielen Jahren endlich einmal Jemand zu mir über die Probleme redete, die mich bekümmern, nicht natürlich mit den Antworten, die ich eben dafür bereit halte, sondern mit den christlichen — welche zuletzt die Antwort stärkerer Seelen gewesen ist als unsere letzten beiden Jahrhunderte hervorgebracht haben. Man legt allerdings beim Hören dieser Musik das Protestant&lt;ische&gt; wie ein Mißverständniß bei Seite: so wie die Musik Wagners in Montecarlo mich dazu brachte, wie ich nicht leugnen will, auch die sonst gehörte sehr gute Musik (Haydn Berlioz Brahms Reyers Sigurd-Ouvertüre) ebenfalls wie ein Mißverständniß der Musik bei Seite zu legen. Sonderbar! Als Knabe hatte ich mir die Mission zugedacht, das Mysterium auf die Bühne zu bringen; — — —</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/11" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Briefe</a></div> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Wed, 29 Sep 2021 16:36:23 +0000 nietzschelove 462 at https://nietzsche.love Nietzsche | Ich habe, mit Willkür, mir jene Typen erfunden, die in ihrer Verwegenheit mir Vergnügen machen, z. B. den „Immoralisten“ — einen bisher unerhörten Typus https://nietzsche.love/anthologie/de/0018 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Ich habe, mit Willkür, mir jene Typen erfunden, die in ihrer Verwegenheit mir Vergnügen machen, z. B. den „Immoralisten“ — einen bisher unerhörten Typus</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Thu, 08/26/2021 - 14:58</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">Nietzsche</p> <p class="text-align-justify">An Franz Overbeck in Basel (Entwurf)</p> <p class="text-align-justify">&lt;Sils-Maria, kurz nach dem 20. Juli 1888&gt;</p> <p class="text-align-justify">Lieber Freund</p> <p class="text-align-justify">ich schreibe Dir noch ein paar Worte, doch ganz für uns, ganz unter uns. Die Schwierigkeit, in der ich lebe, ist außerordentich; doch liegt sie nicht dort, wo Du und andere Freunde sie suchen. Ich weiß kaum, sie begreiflich zu machen. Aber seit der Zeit, wo ich meinen Z&lt;arathustra&gt; auf dem Gewissen habe, bin ich wie ein Thier, das auf eine unbeschreibliche Weise fortwährend verwundet wird. Diese Wunde besteht darin, keine Antwort, keinen Hauch von Antwort gehört zu haben… Dies Buch steht so abseits, ich möchte sagen jenseits aller Bücher, daß es eine vollkommene Qual ist, es geschaffen zu haben — es stellt seinen Schöpfer ebenso abseits, ebenso jenseits. Ich wehre mich gegen eine Art Schlinge, die mich erwürgen will — das ist die Vereinsamung — ich verstehe es andererseits aus aller Tiefe, warum mir Niemand ein Wort sagen kann, das mich noch erreicht… Die Moral ist: man kann daran zu Grunde gehen etwas Unsterbliches gemacht zu haben: man büßt es hinterdrein in jedem Augenblick ab. Es verdirbt den Charakter, es verdirbt den Geschmack, es verdirbt die Gesundheit. Sechs Sätze jenes Buches zu verstehen und erlebt zu haben — das scheint mir Jeden bereits in eine höhere, fremdere Ordnung des Sterblichen zu heben. Aber die ganze Welt jenes Buches, die unausmeßlich schwere Welt von Tiefe, von Ferne, von Noch-niemals-bisher Gesehenem und Geschehenem auf sich haben und nach einem Versuch, sie mitzutheilen d. h. ihre Last sich geringer zu machen, der todten stupiden Einsamkeit sich gegenüber zu finden, ist ein Gefühl über alle Gefühle.</p> <p class="text-align-justify">Ich wehre mich, wie Du denken kannst, mit viel Erfindsamkeit gegen diesen Excess des Gefühls. Meine letzten Bücher gehören dahin: sie sind leidenschaftlicher als Alles, was ich sonst gemacht habe. Die Leidenschaft betäubt. Sie thut mir wohl, sie macht ein wenig vergessen… Ich bin außerdem Artist genug, um einen Zustand festhalten zu können, bis er Form, bis er Gestalt wird. Ich habe, mit Willkür, mir jene Typen erfunden, die in ihrer Verwegenheit mir Vergnügen machen, z. B. den „Immoralisten“ — einen bisher unerhörten Typus. Jetzt eben wird ein kleines Pamphlet musik&lt;alischer&gt; Natur gedruckt, das von der heitersten Laune eingegeben scheint: auch die Heiterkeit betäubt. Sie thut mir wohl, sie macht vergessen… Ich lache wirklich sehr viel bei solchen Erzeugnissen —</p> <p class="text-align-justify">Die Schwierigkeit, eine Distraktion zu finden, die stark genug &lt;sei&gt;, wird immer größer. Ich bin mitunter auf eine unbeschreibliche &lt;Weise&gt; melancholisch.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center">Brief AN Franz Overbeck: 20/07/1888</p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/11" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Briefe</a></div> </div> Thu, 26 Aug 2021 14:58:51 +0000 nietzschelove 440 at https://nietzsche.love Nietzsche | Man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zu Einer unserer Masken, gehört. Man kann einen neuen Menschen anziehen: freilich, dann noch einen neueren https://nietzsche.love/anthologie/de/0017 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zu Einer unserer Masken, gehört. Man kann einen neuen Menschen anziehen: freilich, dann noch einen neueren</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Sun, 08/22/2021 - 12:38</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">Man ist reicher als man denkt, man trägt das Zeug zu mehreren Personen im Leibe, man hält für „Charakter“, was nur zur „Person“, zu <em>Einer</em> unserer Masken, gehört. Die meisten unserer Handlungen kommen nicht aus der Tiefe, sondern sind oberflächlich: wie die meisten vulkanischen Ausbrüche: man muß sich durch den Lärm nicht täuschen lassen. Das Christenthum hat darin Recht: man k<em>ann einen neuen Menschen anziehen</em>: freilich, dann noch einen neueren. Man irrt, wenn man einen Menschen nach einzelnen Handlungen beurtheilt: einzelne Handlungen erlauben keine Verallgemeinerung.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center">eKGWB/NF-1884,26[370] — <em>Nachgelassene Fragmente,</em> <strong>Sommer–Herbst 1884</strong>. 26[370]</p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/9" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Nachgelassene Fragmente</a></div> </div> Sun, 22 Aug 2021 12:38:09 +0000 nietzschelove 422 at https://nietzsche.love Nietzsche | Denn dass der Mensch erlöst werde von der Rache: das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung / misstraut Allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist https://nietzsche.love/anthologie/de/0016 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Denn dass der Mensch erlöst werde von der Rache: das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung / misstraut Allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Tue, 08/17/2021 - 19:01</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify"><a href="https://nietzsche.love/de/z/30">Denn dass der Mensch erlöst</a> werde von der Rache: das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung und ein Regenbogen nach langen Unwettern.</p> <p class="text-align-center">(...)</p> <p class="text-align-justify">Also aber rathe ich euch, meine Freunde: misstraut Allen, in welchen der Trieb, zu strafen, mächtig ist!</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/30"><em>Also sprach Zarathustra, 30, Von den Taranteln</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Tue, 17 Aug 2021 19:01:34 +0000 nietzschelove 416 at https://nietzsche.love Nietzsche | Ich aber bin ein Schenkender: gerne schenke ich, als Freund den Freunden. Fremde aber und Arme mögen sich die Frucht selber von meinem Baume pflücken: so beschämt es weniger https://nietzsche.love/anthologie/de/0015 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Ich aber bin ein Schenkender: gerne schenke ich, als Freund den Freunden. Fremde aber und Arme mögen sich die Frucht selber von meinem Baume pflücken: so beschämt es weniger</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Tue, 08/17/2021 - 07:49</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify"><a href="https://nietzsche.love/de/z/26">Grosse Verbindlichkeiten</a> machen nicht dankbar, sondern rachsüchtig; und wenn die kleine Wohlthat nicht vergessen wird, so wird noch ein Nage-Wurm daraus.</p> <p class="text-align-justify">„Seid spröde im Annehmen! Zeichnet aus damit, dass ihr annehmt!“ — also rathe ich Denen, die Nichts zu verschenken haben.</p> <p class="text-align-justify">Ich aber bin ein Schenkender: gerne schenke ich, als Freund den Freunden. Fremde aber und Arme mögen sich die Frucht selber von meinem Baume pflücken: so beschämt es weniger.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/26"><em>Also sprach Zarathustra, 26, Von den Mitleidigen</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Tue, 17 Aug 2021 07:49:16 +0000 nietzschelove 412 at https://nietzsche.love Nietzsche | Muth ist der beste Todtschläger: der schlägt noch den Tod todt, denn er spricht: „War das das Leben? Wohlan! Noch Ein Mal!“ https://nietzsche.love/anthologie/de/0014 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Muth ist der beste Todtschläger: der schlägt noch den Tod todt, denn er spricht: „War das das Leben? Wohlan! Noch Ein Mal!“</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Sun, 08/15/2021 - 07:29</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify"><a href="https://nietzsche.love/de/z/47">Ich stieg, ich stieg</a>, ich träumte, ich dachte, — aber Alles drückte mich. Einem Kranken glich ich, den seine schlimme Marter müde macht, und den wieder ein schlimmerer Traum aus dem Einschlafen weckt. —</p> <p class="text-align-justify">Aber es giebt Etwas in mir, das ich Muth heisse: das schlug bisher mir jeden Unmuth todt. Dieser Muth hiess mich endlich stille stehn und sprechen: „Zwerg! Du! Oder ich!“ —</p> <p class="text-align-justify">Muth nämlich ist der beste Todtschläger, — Muth, welcher angreift: denn in jedem Angriffe ist klingendes Spiel.</p> <p class="text-align-justify">Der Mensch aber ist das muthigste Thier: damit überwand er jedes Thier. Mit klingendem Spiele überwand er noch jeden Schmerz; Menschen-Schmerz aber ist der tiefste Schmerz.</p> <p class="text-align-justify">Der Muth schlägt auch den Schwindel todt an Abgründen: und wo stünde der Mensch nicht an Abgründen! Ist Sehen nicht selber — Abgründe sehen?</p> <p class="text-align-justify">Muth ist der beste Todtschläger: der Muth schlägt auch das Mitleiden todt. Mitleiden aber ist der tiefste Abgrund: so tief der Mensch in das Leben sieht, so tief sieht er auch in das Leiden.</p> <p class="text-align-justify">Muth aber ist der beste Todtschläger, Muth, der angreift: der schlägt noch den Tod todt, denn er spricht: „War das das Leben? Wohlan! Noch Ein Mal!“</p> <p class="text-align-justify">In solchem Spruche aber ist viel klingendes Spiel. Wer Ohren hat, der höre. —</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/47"><em>Also sprach Zarathustra, 47, Von Gesicht und Räthsel</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Sun, 15 Aug 2021 07:29:59 +0000 nietzschelove 409 at https://nietzsche.love Nietzsche | Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger Glaube einfängt, ein harter, strenger Wahn! Dich nämlich verführt und versucht nunmehr Jegliches, das eng und fest ist https://nietzsche.love/anthologie/de/0013 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger Glaube einfängt, ein harter, strenger Wahn! Dich nämlich verführt und versucht nunmehr Jegliches, das eng und fest ist</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Sat, 08/14/2021 - 17:42</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify">„<a href="https://nietzsche.love/de/z/70">Wer bist du?</a> fragte Zarathustra heftig, was treibst du hier? Und wesshalb heissest du dich meinen Schatten? Du gefällst mir nicht.“</p> <p class="text-align-justify">„Vergieb mir, antwortete der Schatten, dass ich’s bin; und wenn ich dir nicht gefalle, wohlan, oh Zarathustra! darin lobe ich dich und deinen guten Geschmack.</p> <p class="text-align-justify">Ein Wanderer bin ich, der viel schon hinter deinen Fersen her gieng: immer unterwegs, aber ohne Ziel, auch ohne Heim: also dass mir wahrlich wenig zum ewigen Juden fehlt, es sei denn, dass ich nicht ewig, und auch nicht Jude bin.</p> <p class="text-align-justify">Wie? Muss ich immerdar unterwegs sein? Von jedem Winde gewirbelt, unstät, fortgetrieben? Oh Erde, du wardst mir zu rund!</p> <p class="text-align-justify">Auf jeder Oberfläche sass ich schon, gleich müdem Staube schlief ich ein auf Spiegeln und Fensterscheiben: Alles nimmt von mir, Nichts giebt, ich werde dünn, — fast gleiche ich einem Schatten.</p> <p class="text-align-justify">Dir aber, oh Zarathustra, flog und zog ich am längsten nach, und, verbarg ich mich schon vor dir, so war ich doch dein bester Schatten: wo du nur gesessen hast, sass ich auch.</p> <p class="text-align-justify">Mit dir bin ich in fernsten, kältesten Welten umgegangen, einem Gespenste gleich, das freiwillig über Winterdächer und Schnee läuft.</p> <p class="text-align-justify">Mit dir strebte ich in jedes Verbotene, Schlimmste, Fernste: und wenn irgend Etwas an mir Tugend ist, so ist es, dass ich vor keinem Verbote Furcht hatte.</p> <p class="text-align-justify">Mit dir zerbrach ich, was je mein Herz verehrte, alle Grenzsteine und Bilder warf ich um, den gefährlichsten Wünschen lief ich nach, — wahrlich, über jedwedes Verbrechen lief ich einmal hinweg.</p> <p class="text-align-justify">Mit dir verlernte ich den Glauben an Worte und Werthe und grosse Namen. Wenn der Teufel sich häutet, fällt da nicht auch sein Name ab? Der ist nämlich auch Haut. Der Teufel selber ist vielleicht — Haut.</p> <p class="text-align-justify">„Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt“: so sprach ich mir zu. In die kältesten Wasser stürzte ich mich, mit Kopf und Herzen. Ach, wie oft stand ich darob nackt als rother Krebs da!</p> <p class="text-align-justify">Ach, wohin kam mir alles Gute und alle Scham und aller Glaube an die Guten! Ach, wohin ist jene verlogne Unschuld, die ich einst besass, die Unschuld der Guten und ihrer edlen Lügen!</p> <p class="text-align-justify">Zu oft, wahrlich, folgte ich der Wahrheit dicht auf dem Fusse: da trat sie mir vor den Kopf. Manchmal meinte ich zu lügen, und siehe! da erst traf ich — die Wahrheit.</p> <p class="text-align-justify">Zu Viel klärte sich mir auf: nun geht es mich Nichts mehr an. Nichts lebt mehr, das ich liebe, — wie sollte ich noch mich selber lieben?</p> <p class="text-align-justify">„Leben, wie ich Lust habe, oder gar nicht leben“: so will ich’s, so will’s auch der Heiligste. Aber, wehe! wie habe ich noch — Lust?</p> <p class="text-align-justify">Habe ich — noch ein Ziel? Einen Hafen, nach dem mein Segel läuft?</p> <p class="text-align-justify">Einen guten Wind? Ach, nur wer weiss, wohin er fährt, weiss auch, welcher Wind gut und sein Fahrwind ist.</p> <p class="text-align-justify">Was blieb mir noch zurück? Ein Herz müde und frech; ein unstäter Wille; Flatter-Flügel; ein zerbrochnes Rückgrat.</p> <p class="text-align-justify">Diess Suchen nach meinem Heim: oh Zarathustra, weisst du wohl, diess Suchen war meine Heimsuchung, es frisst mich auf.</p> <p class="text-align-justify">„Wo ist — mein Heim?“ Darnach frage und suche und suchte ich, das fand ich nicht. Oh ewiges Überall, oh ewiges Nirgendswo, oh ewiges — Umsonst!“</p> <p class="text-align-justify"><br /> Also sprach der Schatten, und Zarathustra’s Gesicht verlängerte sich bei seinen Worten. „Du bist mein Schatten! sagte er endlich, mit Traurigkeit.</p> <p class="text-align-justify">Deine Gefahr ist keine kleine, du freier Geist und Wanderer! Du hast einen schlimmen Tag gehabt: sieh zu, dass dir nicht noch ein schlimmerer Abend kommt!</p> <p class="text-align-justify">Solchen Unstäten, wie du, dünkt zuletzt auch ein Gefängniss selig. Sahst du je, wie eingefangne Verbrecher schlafen? Sie schlafen ruhig, sie geniessen ihre neue Sicherheit.</p> <p class="text-align-justify">Hüte dich, dass dich nicht am Ende noch ein enger Glaube einfängt, ein harter, strenger Wahn! Dich nämlich verführt und versucht nunmehr Jegliches, das eng und fest ist.</p> <p class="text-align-justify">Du hast das Ziel verloren: wehe, wie wirst du diesen Verlust verscherzen und verschmerzen? Damit — hast du auch den Weg verloren!</p> <p class="text-align-justify">Du armer Schweifender, Schwärmender, du müder Schmetterling! willst du diesen Abend eine Rast und Heimstätte haben? So gehe hinauf zu meiner Höhle!</p> <p class="text-align-justify">Dorthin führt der Weg zu meiner Höhle. Und jetzo will ich schnell wieder von dir davonlaufen. Schon liegt es wie ein Schatten auf mir.</p> <p class="text-align-justify">Ich will allein laufen, dass es wieder hell um mich werde. Dazu muss ich noch lange lustig auf den Beinen sein. Des Abends aber wird bei mir — getanzt!“ — —</p> <p class="text-align-justify">Also sprach Zarathustra.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/70"><em>Also sprach Zarathustra, 70, Der Schatten</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Sat, 14 Aug 2021 17:42:33 +0000 nietzschelove 406 at https://nietzsche.love Nietzsche | Ich bin ein Gesetz nur für die Meinen, ich bin kein Gesetz für Alle. Wer aber zu mir gehört, der muss von starken Knochen sein, auch von leichten Füssen https://nietzsche.love/anthologie/de/0012 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Ich bin ein Gesetz nur für die Meinen, ich bin kein Gesetz für Alle. Wer aber zu mir gehört, der muss von starken Knochen sein, auch von leichten Füssen</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Sat, 08/14/2021 - 08:37</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify"><a href="https://nietzsche.love/de/z/73">Also wollen wir in Kürze</a> eine gute Mahlzeit machen. Wer aber mit essen will, muss auch mit Hand anlegen, auch die Könige. Bei Zarathustra nämlich darf auch ein König Koch sein.“</p> <p class="text-align-justify">Mit diesem Vorschlage war Allen nach dem Herzen geredet: nur dass der freiwillige Bettler sich gegen Fleisch und Wein und Würzen sträubte.</p> <p class="text-align-justify">„Nun hört mir doch diesen Schlemmer Zarathustra! sagte er scherzhaft: geht man dazu in Höhlen und Hoch-Gebirge, dass man solche Mahlzeiten macht?</p> <p class="text-align-justify">Nun freilich verstehe ich, was er einst uns lehrte: „Gelobt sei die kleine Armuth!“ Und warum er die Bettler abschaffen will.“</p> <p class="text-align-justify">„Sei guter Dinge, antwortete ihm Zarathustra, wie ich es bin. Bleibe bei deiner Sitte, du Trefflicher, malme deine Körner, trink dein Wasser, lobe deine Küche: wenn sie dich nur fröhlich macht!</p> <p class="text-align-justify">Ich bin ein Gesetz nur für die Meinen, ich bin kein Gesetz für Alle. Wer aber zu mir gehört, der muss von starken Knochen sein, auch von leichten Füssen, —</p> <p class="text-align-justify">— lustig zu Kriegen und Festen, kein Düsterling, kein Traum-Hans, bereit zum Schwersten wie zu seinem Feste, gesund und heil.</p> <p class="text-align-justify">Das Beste gehört den Meinen und mir; und giebt man’s uns nicht, so nehmen wir’s: — die beste Nahrung, den reinsten Himmel, die stärksten Gedanken, die schönsten Fraun!“ —</p> <p class="text-align-justify">Also sprach Zarathustra; der König zur Rechten aber entgegnete: „Seltsam! Vernahm man je solche kluge Dinge aus dem Munde eines Weisen?</p> <p class="text-align-justify">Und wahrlich, das ist das Seltsamste an einem Weisen, wenn er zu alledem auch noch klug und kein Esel ist.“</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/73"><em>Also sprach Zarathustra, 73, Das Abendmahl</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Sat, 14 Aug 2021 08:37:56 +0000 nietzschelove 404 at https://nietzsche.love Nietzsche | Schaffen — das ist die grosse Erlösung vom Leiden, und des Lebens Leichtwerden. Aber dass der Schaffende sei, dazu selber thut Leid noth und viel Verwandelung https://nietzsche.love/anthologie/de/0011 <span class="field field--name-title field--type-string field--label-hidden">Nietzsche | Schaffen — das ist die grosse Erlösung vom Leiden, und des Lebens Leichtwerden. Aber dass der Schaffende sei, dazu selber thut Leid noth und viel Verwandelung</span> <span class="field field--name-uid field--type-entity-reference field--label-hidden"><span lang="" about="/user/1" typeof="schema:Person" property="schema:name" datatype="">nietzschelove</span></span> <span class="field field--name-created field--type-created field--label-hidden">Thu, 08/12/2021 - 09:08</span> <div class="clearfix text-formatted field field--name-body field--type-text-with-summary field--label-hidden field__item"><p class="text-align-justify"><a href="https://nietzsche.love/de/z/25">Schaffen — das ist die grosse Erlösung vom Leiden</a>, und des Lebens Leichtwerden. Aber dass der Schaffende sei, dazu selber thut Leid noth und viel Verwandelung.</p> <p class="text-align-justify">Ja, viel bitteres Sterben muss in eurem Leben sein, ihr Schaffenden! Also seid ihr Fürsprecher und Rechtfertiger aller Vergänglichkeit.</p> <p class="text-align-justify">Dass der Schaffende selber das Kind sei, das neu geboren werde, dazu muss er auch die Gebärerin sein wollen und der Schmerz der Gebärerin.</p> <p class="text-align-justify">Wahrlich, durch hundert Seelen gieng ich meinen Weg und durch hundert Wiegen und Geburtswehen. Manchen Abschied nahm ich schon, ich kenne die herzbrechenden letzten Stunden.</p> <p class="text-align-justify">Aber so will’s mein schaffender Wille, mein Schicksal. Oder, dass ich’s euch redlicher sage: solches Schicksal gerade — will mein Wille.</p> <p class="text-align-justify">Alles Fühlende leidet an mir und ist in Gefängnissen: aber mein Wollen kommt mir stets als mein Befreier und Freudebringer.</p> <p class="text-align-justify">Wollen befreit: das ist die wahre Lehre von Wille und Freiheit — so lehrt sie euch Zarathustra.</p> <p class="text-align-justify">Nicht-mehr-wollen und Nicht-mehr-schätzen und Nicht-mehr-schaffen! ach, dass diese grosse Müdigkeit mir stets ferne bleibe!</p> <p class="text-align-justify">Auch im Erkennen fühle ich nur meines Willens Zeuge- und Werde-Lust; und wenn Unschuld in meiner Erkenntniss ist, so geschieht diess, weil Wille zur Zeugung in ihr ist.</p> <p class="text-align-justify">Hinweg von Gott und Göttern lockte mich dieser Wille; was wäre denn zu schaffen, wenn Götter — da wären!</p> <p class="text-align-justify">Aber zum Menschen treibt er mich stets von Neuem, mein inbrünstiger Schaffens-Wille; so treibt’s den Hammer hin zum Steine.</p> <p class="text-align-justify">Ach, ihr Menschen, im Steine schläft mir ein Bild, das Bild meiner Bilder! Ach, dass es im härtesten, hässlichsten Steine schlafen muss!</p> <p class="text-align-justify">Nun wüthet mein Hammer grausam gegen sein Gefängniss. Vom Steine stäuben Stücke: was schiert mich das?</p> <p class="text-align-justify">Vollenden will ich’s: denn ein Schatten kam zu mir — aller Dinge Stillstes und Leichtestes kam einst zu mir!</p> <p class="text-align-justify">Des Übermenschen Schönheit kam zu mir als Schatten. Ach, meine Brüder! Was gehen mich noch — die Götter an! —</p> <p class="text-align-justify">Also sprach Zarathustra.</p> </div> <div class="clearfix text-formatted field field--name-field-notesdusite field--type-text-long field--label-hidden field__item"><p class="text-align-center">***</p> <p class="text-align-center"><a href="https://nietzsche.love/de/z/25"><em>Also sprach Zarathustra, 25, Auf den glückseligen Inseln</em></a></p> <p class="text-align-center">***</p> </div> <div class="field field--name-field-buchterm field--type-entity-reference field--label-hidden field__items"> <div class="field__item"><a href="/buch/1" hreflang="en">Nietzsche-Anthologie: Also sprach Zarathustra</a></div> </div> Thu, 12 Aug 2021 09:08:03 +0000 nietzschelove 400 at https://nietzsche.love